A-Tag 08 [Update]
Kommt spät, aber kommt dennoch. Meine subjektive Wiedergabe des A-Tags 08.
Keynote (Robert Lender)
Von der Keynote konnte ich irgendwie nicht viel aufnehmen, da ich hauptsächlich noch damit beschäftigt war, die Wiener Verkehrsplanung zu verfluchen.
Javascript - Freund oder Feind der Barrierefreiheit (Artur Ortega)
Zum ersten “richtigen” Vortrag war ich dann aber voll bei der Sache und auch hier gleich beeindruckt. Artur Ortega von Yahoo hat gezeigt wie man Javascript auch so einsetzen kann, dass es Screenreader-Benutzern sogar hilft. Die erste allgemeine Erkenntnis, die mir neu war, war die Tatsache, dass Screenreader nicht direkt auf der Live-DOM-Struktur des Browsers arbeiten, sondern auf einer Kopie, die einmalig vom Browser an den Screenreader weitergegeben wird. Diese Kopier kann aktualisiert werden, indem man zum Beispiel den Wert eines Hidden Input Fields ändert.
Außerdem wurde eine zugängliche Version einer AutoCompletion vorgestellt, die, soweit ich es verstanden habe, hauptsächlich deshalb funktioniert, weil der vorgeschlagene Wert (den man mit den Pfeiltasten ändern kann) direkt in das Input Feld geschrieben wird (plus natürlich einiger weiterer kleinerer Kniffe).
Eine weitere Anwendung, in der Javascript die Zugänglichkeit sogar verbessert, war ein Videoplayer auf Flash-Basis der an sich nicht zugänglich für einen Screenreader war, aber eine API besaß, mit der man die üblichen Player-Funktionen über Javascript steuern konnte. Die entsprechenden Controlls werden dann einfach in das HTML Dokument eingebunden und mit CSS versteckt, so dass der Screenreader noch an die Buttons rankommt, der normale Benutzer aber nicht die Schaltflächen doppelt sieht.
Web-Entwicklung mit WCAG 2.0 (Shadi Abou-Zahara)
Nach der ersten Kaffeepause, wollte ich mir das zweite mal in diesem Jahr einen Vortrag von Shadi zum Thema WCAG 2.0 ansehen. Im Gegensatz zum Vortrag in Erlangen war dieser hier deutlich besser und für mich informativer, da hier die WCAG 2.0 im Überblick vorgestellt wurde und explizit Beispiele gebracht wurden, wie Entwickler damit umgehen können.
Ich bin auch froh, dass Shadi als finalen Termin für die WCAG 2.0 immer noch Weihnachten diesen Jahres angibt. Das sieht dann wirklich so aus, als wäre es bis dahin offiziell.
Web-Accessibility und Screendesign (Maria Putzhuber)
Im dritten Talk des Tages kam eine Designerin zu Wort und hat für mich sehr eindrucksvoll aufgezeigt, dass das Thema Barrierearmut ein Image-Problem hat, da viele angeblich barrierearme Seiten eine gewisse Optik haben, die mittlerweile eben schon mit “Das ist barrierearm.” assoziiert wird. Dass aber Barrierearmut eigentlich nichts mit einer bestimmten Art von Design zu tun haben muss, ist ja eher die Wahrheit. Diese muss man eben in die Köpfe der Leute bringen.
Außerdem hat sie extrem praxisnah Seiten vorgestellt, die bestimmte Punkte gut oder schlecht machen, was wohl der beeindruckendste Teil ihres Vortrages war (ja, sie ist zeitlich durchgekommen). Sobald die Präsentation irgendwo online ist, sollte man sich die Slides in jedem Fall ansehen, da dort eigentlich schon alles wunderbar gezeigt wird.
Update: Die Slides sind mittlerweile online.
WAI ARIA in der Praxis (Martin Kliehm)
Martin, dem ich ja auch schon am Webkongress in Erlangen lauschen durfte, hat einen Talk über ein Thema gehalten, dass irgendwie komplett an mir vorbei gegangen ist: WAI ARIA.
Sehr kurz gesagt geht es bei WAI ARIA darum, dass man versucht mittels zusätzlichen HTML Attributen dem Screenreader Informationen zu geben, die er sonst nicht bekäme, was ja eine Situation ist, die bei RIAs relativ häufig vorkommen können.
Als erstes Beispiel ging es um eine Bildüberschrift (als Überschrift ausgezeichnet), die man mit einem einfachen Klick bearbeiten kann. Das erste Problem ist, dass der Screenreader-Benutzer die Überschrift nicht antabben kann, was man vielleicht noch mit einem tabindex="0"
lösen könnte. Dann bekommt der Screenreader-Benutzer aber keinerlei Information darüber, dass er hier jetzt etwas editieren kann. Dem wird dann mit dem Attribut role
nachgeholfen, dass den Wert headline textfield
bekommt.
Ähnliche Beispiele gibt es für Layer, die wie eine Lightbox eine Art Dialogbox darstellen (role="dialog"
), aber auch für Formulare, denen zusätzliche Informationen mitgegeben werden (required
und so).
Auch von Martin habe ich bisher noch keine Slides online gefunden, aber der Barrierekompass hat schonmal einen Artikel geschrieben, der viele Inhalte von Martins Talk wiedergibt.
Update: Die Slides sind mittlerweile online.
Die 7,5 Todsünden barrierefreien Webdesigns (Eric Eggert [!=Thomas Caspers])
Eric hat Thomas vertreten und einen sehr unterhaltenden Vortrag gehalten, der vom kleinem Latinum, über Kirchen-Bashing bis hin zu natürlichen sinnvollen Aussagen über aktuelle Probleme im Webdesign-Bereich.
Irgendwie hatte ich allerdings das Gefühl, dass die Todsünden die Eric angesprochen hat, 99% der Anwesenden selbst nicht betrifft. Die gezeigten Beispiele waren für viele Lacher gut, allerdings waren diejenigen die es betreffen würde wahrscheinlich nicht anwesend.
Außerdem stimme ich der Klassifizierung seiner letzten (halben) Todsünde als Sünde nicht zu, da ich es gerade für eine Stärke des offenen Webs halte, dass die Leute Parser für Sachen schreiben können, auch wenn sie vielleicht nicht wirklich sinnvoll sind.
Insgesamt kann ich dem Vortrag keine sonderlich hohe inhaltliche Wertung geben. Erics Auftreten macht das aber alles wieder weg, weshalb ich mir seinen Vortrag auch sicherlich noch einmal anhören werde, wenn die Aufzeichnung veröffentlicht wurde.
Eric's Slides gibt es bei Slideshare.
Barrierefreiheit braucht nur zwei Dinge: Kommunikation und Technologie (Christian Heilmann)
Ich gebe zu, als ich den Vortrag gehört habe, wusste ich nicht so recht, was die Message von Christian Heilmann war. Nachdem ich mir aber nochmal in Ruhe die Slides angesehen habe, habe ich erst begriffen, wie toll dieser Talk und, ich möchte schon fast sagen visionär, die letzte Vortragsstunde des A-Tags war.
Christian Heilmann berichtete und veranschaulichte, wo die aktuellen Probleme mit dem Thema Barrierearmut seien. Dass wir als Webentwickler das Thema falsch an unsere Kunden und Entscheider weitergeben und es zu einem viel zu großem und schweren Problem machen, was zurecht der falsche Ansatz ist. Außerdem sollen wir selbst von unserem “hohen Roß” runterkommen und wirkliche Lösungen in den Mittelpunkt stellen. Denn es gibt genügend offene Baustellen und bevor man so sinnlose Sachen (wie einen Primzahl scheißenden Bären) macht, sollte man seine Zeit lieber in die wirklichen Probleme stecken, die auch oft mit kleinen Greasemonkey-Skripten, aber auch mit mittleren bis größeren Anwendungen zu lösen sind. Und wer ganz viel Zeit hat, kann ein ScriptingEnabled organsieren. Jeder kann sich einbringen, je nachdem wieiviel Zeit und welche Möglichkeiten er hat und wichtig ist es nur, dass man etwas tut.
Das Schlussfazit (Wir sollen die Hintern erheben und etwas realisieren) war gleichzeitig ein ideales Schlusswort zum Kongress selbst.
Der Rest drumrum
Da ich bisher nur den WKE kannte und Eric mal meinte, dieser sei besonders gut, schraubte ich für meine erste non-WKE-Erfahrung meine Erwartung nach unten. Hätte ich aber gar nicht tun müssen, da alles ähnlich professionell aufgezogen war, wie in Erlangen. Beeindruckt war ich erstens von der Location (tolle Aussicht aus dem 19. Stockwerk des Techgates) und auch von dem Ansatz alle Vorträge simultan noch gebärden zu lassen.
Die fachliche Dichte war enorm und ich hatte sogar das Gefühl für mich persönlich mehr Erkenntnisse mitgenommen zu haben, als beim zweiten WKE (was natürlich sehr subjektiv ist). Schön war es auch Leute wieder zu sehen, die man sonst nur von Konferenzen kennt, auch wenn ich keine Zeit mehr hatte und direkt nach dem letzten Talk mich auf den Heimweg machen musste.
Enorm finde ich auch die Leistung, so einen Kongress komplett kostenlos anbieten zu können. Ich denke, dass liegt an der Möglichkeit in Österreich eher Sponsoren für solche Veranstaltungen finden zu können. Soll mir recht sein.
Die Verpflegung war auch gut und gab keinen Grund zur Beanstandung auch WLAN war immer gut vorhanden. Auch von dieser Seite keine Kritik. Lediglich der Raum für den zweiten Track hätte größer sein können, da dieser eigentlich immer überfüllt war.
Fazit
Interessant, Inspirierend, was will man mehr? Ich bin beim nächsten mal gerne wieder dabei! (hui, das klingt jetzt nach Ebay Bewertung).
Ein Riesendanke geht von meiner Seite an das gesamte Orga-Team vom A-Tag für die super Leistung und den tollen Tag! Ich freu mich schon auf die Veröffentlichung der Aufnahmen.
Botschaften
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Die Zusammenfassung würde ich so sofort unterschreiben, auch, dass mein Vortrag Inhaltlich von der leichteren Sorte war gebe ich gerne zu
Allerdings musste ich ihn auch in 3 Tagen vorbereiten, das war nicht ganz einfach
Das der kleine Raum so klein ist, daran müssen wir auf jeden Fall im nächsten Jahr etwas ändern, das war doch eher suboptimal. Aber es muss ja auch ein wenig Verbesserungspotenzial da sein. -
Wow, Lob über meinen Bericht von höchster Stelle.
Danke!
Dass du deinen Vortrag kurzfristig von Thomas übernommen hast, habe ich per Twitter schon gelesen. Für die kurze Vorbereitungszeit war es natürlich super, Respekt dafür!
Bin dann schonmal auf nächstes Jahr gespannt.
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