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Mittwoch, 08. August 2007 - 23:13

Geh mir weg mit MP3! – ein Alternativvorschlag

This post is also available in english.

Oder (die Technikerüberschrift): Warum MP3 böse und Ogg Vorbis politisch korrekt ist

Jeder kennt MP3. Allerdings ist es bei weitem nicht das einzige Audio Format. Ich verwende hauptsächlich Ogg Vorbis. Da ich aber immer wieder die Frage nach dem Warum gestellt bekomme, und weil Programmierer ja faule Menschen sind, habe ich diese Einführung zusammen geschrieben um die Vorteile dieses alternativen Audio Formats aufzuzeigen.

Was ist Ogg Vorbis?

Um es einmal nicht zu technisch werden zu lassen: Audio-Dateien mit der Endung .ogg sind gewöhnliche Audiodateien, die mit einem guten Audioplayer wiedergegeben werden. Also hat eine Ogg Vorbis-Datei den selben Zweck, wie eine MP3 Datei. Sie kann Musik, Ton oder Sprache enthalten, alles was man hören kann.

Wozu benötigt man eine Alternative? Was ist an MP3 so schlecht?

Das Problem beim MP3-Format ist seine Unfreiheit. Es wurde damals hauptsächlich von der Fraunhofer Gesellschaft (FHG) und einigen anderen Firmen entwickelt und teilweise patentiert. Und genau da wird es problematisch. Theoretisch könnten die Inhaber der Patente gegen jeden Klagen, der MP3 ohne eine erworbene Lizenz nutzt. Das betrifft Hersteller von MP3-Playern, von Musik Software, aber auch Künstler die ihre Werke als MP3-Dateien anbieten wollen. Hin und wieder gibt es auch die entsprechenden Klagen, wenn auch bisher eher gegen die größeren Firmen wie zum Beispiel Microsoft.

Außerdem ist MP3 etwas in die Jahre gekommen. Das merkt man daran, dass es modernere Formate gibt, die ein paar Ideen zur Klangverbesserung eingebaut haben und die Dateien etwas kleiner gestalten können. Ogg Vorbis punktet vor allem bei Dateien mit niedrigen Bitraten, die hauptsächlich für Sprachaufnahmen oder Streams gut sind (Podcasts, Radiosendungen und so weiter). Auch im hohen Bitraten Bereich soll Ogg Vorbis besser klingen. Für den Normalsterblichen ist das aber wohl nicht mehr zu hören.

Auch das Tagging ist bei MP3 Dateien eher schlecht gelöst. Tagging ist dafür zuständig, das bei einer MP3 Datei mit dem Dateinamen 1.mp3 trotzdem beim Abspielen der richtige Interpret und Titel des Songs angezeigt werden. Bei MP3 war das Anfangs gar nicht eingeplant und wurde mehr oder weniger gut nachgeschoben (siehe ID3 Tags). Später wollte man dann auch gerne so etwas wie Kapitelsprungmarken oder Felder für die Lyrics haben. Da gibt es bis heute keine einheitlichen Ansätze, die von allen Playern verstanden würden, deshalb wird es von kaum einen Ersteller von solchen Dateien genutzt.

Welche Software brauche ich für Ogg Vorbis?

Das hängt natürlich davon ab, was man machen will und welches Betriebssystem man nutzt.

Will man nur Ogg Vorbis-Dateien wiedergeben, reicht ein Programm welches das Dateiformat unterstützt.
Wenn du deine Audio CDs digitalisieren und im Ogg Vorbis Format speichern willst, benötigst du einen Ripper, der mit dem Encoder dann die passenden Dateien erstellt.
Und wenn man Ogg Vorbis-Audiodateien bearbeiten will, benötigt man ein entsprechendes Bearbeitungsprogramm.

Die im folgenden aufgeführten Programme stellen natürlich keine vollständige Liste, sondern lediglich einige Empfehlungen dar.

Player die Ogg Vorbis wiedergeben können

Windows

Es gibt unter Windows eine Vielzahl von Playern die Ogg Vorbis-Dateien abspielen können.
Der Bekannteste dürfte wohl Winamp sein. Dieser kann Ogg Vorbis ab dem Full Bundle wiedergeben (das heißt die Lite Version geht nicht).
Auch Foobar 2000 (etwas minimalistischer) und der Quintessential Player (Winamp 2 Fans werden ihn lieben) können ebenfalls sehr gut mit dem Format umgehen. Gerade Letzteren nutze ich, wenn ich mal unter Windows arbeiten muss, recht gerne.

Es gibt sogar einen DirectShow Filter, mit dem man einen Großteil der Audio Player Ogg Vorbis fähig machen kann, die das Format normalerweise gar nicht unterstützen (wie zum Beispiel der Windows Media Player).

Linux

Unter Linux ist Ogg Vorbis eigentlich am verbreitetsten und es gibt wohl kaum Audio-Player auf diesem System die Ogg Vorbis nicht wiedergeben können, da aufgrund der Lizenzproblematik wahrscheinlich sogar standardmässig mehr Programme Ogg Vorbis abspielen können, als MP3.

Meine Empfehlungen für Linux lauten: Audacious, xmms und Amarok.

Mac OS

Auf Apple Systemen sieht es mit Ogg Vorbis recht mau aus, da das Format auch hier im Auslieferungszustand nicht im Betriebssystem eingebunden ist und die meisten Apple Benutzer mit iTunes zufrieden sind.

Auf xpih.org gibt es aber eine Quicktime-Komponente, die den Ogg Vorbis Support aber zumindest für Quicktime und iTunes herstellen. Leider ist die Komponente noch nicht wirklich fertig, so gibt es mit der Performance und mit dem Tagging noch ein paar Probleme.

Ein recht netter und kleiner Audio Player, der Ogg Vorbis zumindest wiedergeben kann ist Cog.

Ripper die Ogg Vorbis-Dateien herstellen können

Windows

Für Windows gibt es unter anderem die bekannten Ripper-Programme cdex und den Audiograbber, die schon im Auslieferungszustand CDs in Ogg Vorbis Dateien umwandeln können und beide recht bedienerfreundlich sind.

Linux

Meine Lieblingsripprogramm ist grip, das natürlich ebenfalls mit Ogg Vorbis umgehen kann. Alle Einstellungen die man braucht können vorgenommen werden und das Endergebnis hat mich noch nie enttäuscht.

Mac OS

Das Programm Max ist wohl das bisher beste und featurereichste Ripping Programm, das ich bisher gefunden habe. Es bietet viele Einstellungsmöglichkeiten, kodiert in die verschiedensten Formate und hat auch ein paar Sonderfeatures wie zum Beispiel der automatisierte Import eines CD Covers.

Software für die Bearbeitung von Ogg Vorbis Dateien

Hier kann ich sogar eine Empfehlung für alle drei Betriebssysteme geben: Audacity. Wenn es darum geht Audio Dateien zu bearbeiten, zu schneiden, mit einem Ein-, Ausblend- oder anderen Effekt zu versehen ist das Schnittprogramm wirklich ein sehr brauchbarer Einstieg.

Welche Hardware brauche ich für Ogg Vorbis?

Mobile Abspielgeräte können heutzutage zu einem großen Teil Ogg Vorbis Dateien wiedergeben, so dass es Sinn macht sich ein entsprechendes Gerät zuzulegen, selbst wenn man selbst das Format nicht verwenden möchte, gibt es doch die Möglichkeit Ogg Vorbis-Dateien aus dem Internet oder von Bekannten abzuspielen.

Die neueren Player von Samsung und 90% aller Cowon Geräte können mit Ogg Vorbis umgehen, einige iRivers ebenfalls noch/wieder. Die iPods wehren sich immer noch erfolgreich gegen “Fremdformate.” natürlich nicht… Die einfache Empfehlung lautet: Einfach vor dem Kauf einen Blick auf die Angabe “unterstützte Audioformate” werfen.

Gibt es Möglichkeiten MP3 nach Ogg Vorbis oder Ogg Vorbis nach MP3 zu wandeln?

Kurz gesagt: Ja. Sinnvoll ist dies aber nicht. Man würde ein verlustbehaftetes Format in ein anderes verlustbehaftetes Format umwandeln. Also nur noch mehr Qualitätsverlust erzeugen.

Fazit

Das lizenz- und patenfreie Format findet immer mehr Verbreitung und ist sogar schon bei den Hardwareherstellern angekommen, die in immer mehr mobilen Endgeräten die Unterstützung für Ogg Vorbis einbauen. Auch auf Softwareseite ist man gut bedient.

Woran es Ogg Vorbis fehlt, ist eine größere Verbreitung, da es, meiner Meinung nach, keine wirklichen anderen Nachteile gibt. Aus diesem Grund verwende ich das Format gerne und unterstütze mit diesem Artikel auch die Play Ogg Kampagne der FSF.

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  1. Bernhard (Website) schrieb am 05.11.2007 - 16:44:54
    Bitte streich mal, dass Audacity mp3- und ogg-vorbis-Dateien bearbeiten kann. Wie kommst Du darauf.

    Zum Bearbeiten mußt Du zunächst kodieren und wieder dekodieren. Und das ist Nicht (!!!) bearbeiten!

    Oder ist mir zwischenzeitlich etwas entgegen, alter Desinformierer?

    Tsss...

    Gruß
    Bernhard
  2. Philipp Söhnlein (Website) schrieb am 05.11.2007 - 17:08:56
    Natürlich kann man mit Audacity MP3- und OGG-Dateien bearbeiten.
    Oder wie würdest du das nennen, wenn ich in einem "Digital Audio Editor" eine OGG Datei öffne und anschließend z.B. einen Fade-Out am Ende hinzufüge? Ich nenne das Bearbeitung.
    Ist schon klar, dass die Datei beim Öffnen zuerst in ein Audacity internes Format gebracht wird (also konvertiert wird), aber würde man nach deiner Definition gehen, könnte GIMP auch nur XCF Dateien bearbeiten, obwohl ich damit ebenfalls Dateien die in vielen anderen Formaten vorliegen können auch öffnen und anschließend bearbeiten kann.

    Ciao
    Phil

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