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Freitag, 29. September 2006 - 01:59

Konferenz Blogging: Barrierefreiheit Webkongress Erlangen - Teil 2

Den Bericht zum ersten Teil gibt auch in diesem Blog.

Leider war keine ausreichend lange Pause mehr drin, so dass ich erst jetzt vom restlichen ersten Tag des ersten Erlanger Webkongresses berichten kann. Übrigens gibt es auch einen Live Blog der Kollegen.

Nach der Mittagspause war ich im Vortrag “Vergleich der Alltagstauglichkeit von Open Source CMS für barrierefreie Webseiten ”von Jan Schwate (Lav Seven). Der Referent verglich dabei die CM-Systeme Drupal, Typo3, Papoo, Joomla und Wordpress miteinander und wies auf die einige Hilfsprogramme und Plugins hin, die beim Testen von Seiten hilfreich sind. Drei davon kannte ich noch nicht beziehungsweise hatte ich noch keine Gelegenheit näher in diese reinzusehen (was aber nachgeholt wird). Da wären...

  1. Yellowpipe Lynx Viewer Tool (mal sehen, ob es irgendwelche Vorteile gegenüber dem normalen Lynx hat)
  2. Die Web Accessibility Toolbarfür Internet Explorer und für Opera (ich glaube nicht, dass diese Toolbars besser sind als das Firefox-Pendant, aber mal testen)
  3. Vischeck für Photoshop (bisher nur darüber gelesen, nie probiert)

Ansonsten fand ich den Vortrag etwas dünn. CMS Vergleiche sind immer eine schwere Sache und das auch noch in einem 45 Minuten Vortrag zu machen halte ich für keine gute Idee, weil da viele Punkte zu kurz kommen müssen. So wirkte der Vortrag zu oberflächlich, es entstand bei mir der Eindruck als hätte der Referent nur getesten ob man mit den Systemen Seiten ohne Layouttabellen erstellen kann und ob das Backend auch ohne JavaScript funktioniert. Dankbar bin ich trotzdem für den Hint auf TinyMCE, einem WYSIWYG Editor, den viele CM-Systeme anscheinend verwenden und außerdem bin ich froh um den Einwurf einer Zuhörerin, dass Wordpress wohl mittlerweile für als nur Blogs gut tauge.

Der für mich interessanteste Vortrag war der darauf folgende von Anna Courtpozanis und Brigitte Luckhardt (von der Initiative WEB for ALL) der unter dem Namen “Barrieren im Internet, Erfahrung und Vorführung” lief. Vor allem Frau Courtpozanis zeigte mir (und natürlich allen anderen) endlich, wie so ein Screenreader in der Praxis funktioniert. Das hatte ich mir von der Konferenz erhofft, da ich bisher Screenreader nur von Artikeln und von Fangs her kannte, aber nie in der Praxis gesehen habe. Frau Courtpozanis führte einige schlechte und eine etwas besser Webseite und zeigte dabei den Zuhörern, was der Screenreader Jaws ausgibt. Jeder im Publikum konnte schnell und gut nachvollziehen, wo genau die Probleme liegen, viele der Situationen brachten die Besucher des Vortrages auch zum lachen, vor allem das nicht barrierefreie Windows, welches anfangs auch etwas Probleme machte, was leider dazu führte, dass sich der Beginn des Vortrages verspätete und damit auch leider etwas schneller beendet werden musste. Frau Luckhardt sprach vorher noch allgemein von Behinderungsarten und was man bei der Umsetzung von Webseiten für diese Behinderungen unternehmen kann. Dabei zeigte und erklärte sie auch ungewöhnliche Eingabgeräte die mir neu waren, zum Beispiel Klein- und Großfeldtastaturen oder eine Kopf- oder Mundmaus.

Die danach angesetzte Kaffeepause musste für mich leider aufgrund der Verspätung des soeben angesprochenen Vortrages entfallen.

Es ging also weiter mit dem fünften Vortrag an diesem Tag. Ich besuchte wieder den Management Track in dem Ralph Raule vom Gebärdenwerk einen Vortrag zum Thema “Barrieren im Internet – auch für gehörlose Menschen” hielt. Herr Raule ist selbst gehörlos (oder stark hörgeschädigt, das weiß ich leider nicht mehr) und kann daher aus erster Hand berichten. Diesen Vortrag fand ich fast genauso faszinierend und lehrreich wie den vorherigen, unter anderem weil Herr Raule auch einen Praxis Teil in seine Präsentation mit aufgenommen hat, welcher ein Beispiel einer Webseite zeigte, die in einen ganz bestimmten Bereich zusätzlich Gebärdenvideos anbot und sofort darstellte. Auch der ein oder andere technischen Tipp wurde vermittelt. Außerdem ging er auf die Kosten und die Konzeption für eine barrierefreie Webseite für gehörlose Menschen ein. Im anschließenden Frage-Teil wirkte der Referent auf mich noch kompetenter und beeindruckender als im vorherigen Vortrag. Ich war wohl so fasziniert und interessiert, dass ich leider völlig vergessen habe von diesem Vortrag Bilder zu machen. (Smiley: traurig)

Für den letzten Vortrag des Tages wechselte ich wieder den Hörsaal um das Referat “Tricks und Tipps der BIENE Gewinner” von Jan Eric Hellbusch (Projekt 2bweb) zu hören. Herr Hellbusch stellte jeweils die Seiten eines BIENE-Gewinners aus den letzten drei Jahren vor und verwies auf Besonderheiten dieser Seiten. Leider wirkte der Vortrag auf mich eher wie eine Erwähnung von “wichtigen” Namen, Leuten und Projekten. Ich hätte mir eine technischere Abhandlung und wirkliche Tipps für Entwickler gewünscht. Letztere gab es zwar, aber nur in sehr geringer Anzahl. Aber der Vortrag hat eine sehr gute Sache erreicht: Er motivierte mich endlich in der Firma ein Projekt zu finden, dass wir für eine BIENE einreichen können.

Bereits zum Rahmenprogramm gehörte die Führung durch einen Teil des Rechenzentrums Erlangen die im Anschluss stattfand. Das war (zumindest für mich, da ich ja auch in der Systemadministration tätig bin) eine einmalige Gelegenheit einmal “richtig große Maschinen” zu sehen. Sowohl den ein oder anderen Groß- und High-Performance-Rechner und Cluster aber auch eine Riesen-Backup-Station (Bandroboter; man verzeiche mir, falls das nicht der korrekte technische Begriff ist) bekam man zu sehen. Interessant fand ich den Stromverbrauch des Rechenzentrums, der in etwa dem einer kleineren Siedlung entspricht. Paradox ist dann aber, dass im großen Serverraum jede Lampe einzeln mittels Schnur ausknippsbar ist und am Ausgang ein großes Schild hängt an dem sinngemäß steht, dass man doch beim Verlassen des Raumes bitte das Licht ausmachen solle... (Smiley: lächeln)

Noch ein paar Zahlen und Fakten zum Kongress:

  • Die Teilnehmerzahl steht irgendwo zwischen 212 und 230. Bin mir nicht mehr sicher der beiden Zahlen bei dem Gespräch im Abendprogramm gefallen ist, aber sie war auf jeden Fall höher, als meine erste Schätzung.
  • Bei den Anwesenden scheint es sich in wenigsten Fällen um die von mir mehr erwarteten Webdev-Geeks und Nerds zu handeln. Es sind auch viele nicht so technisch interessierte Gäste anwesend, die wohl hauptsächlich aus den Kommunen kommen und sich allgemein mit dem Thema Barrierefreiheit befassen.
  • Die Besucheranteile verteilen sich in etwa so (Angaben der Organisation):
    • 50% der Teilnehmer sind aus Kommunen
    • 40% der Teilnehmer kommen von Agenturen und anderen Unternehmen aus der freien Wirtschaft
    • die restlichen 10% kommen aus dem universitären Umfeld
  • Der Anteil der österreichischen Besucher ist erstaunlich hoch. Insgesamt scheinen unseren direkten südlichen Nachbarn (<lokalpatriotismus>das Preußenland Bayern überspringe ich mal</lokalpatriotismus>) in dem Thema Barrierefreiheit schon viel weiter zu sein, wenn dort sogar “barrierefreie Schokolade” mit aufgedruckter Braille Zeile produziert wird.

Morgen geht es also weiter und ich denke ich werde die Pausen wieder mit Konferenz Blogging nutzen um alle daheimgebliebenen ein paar Infos zukommen zu lassen. Ich freue mich schon tierisch darauf und man verzeihe mir bitte das ich diesen Post jetzt nicht mehr einer Kontrolllesung unterziehe, ich will ja morgen fit sein. Die Fotos von mir gibt es trotzdem noch und bei Flickr gibt es auch schon Fotos vom Kongress (auch vom von mir vergessenen Herrn Raule).

Eingeordnet unter: Webdev

Botschaften

  1. Ralph Raule (Website) schrieb am 02.10.2006 - 22:59:44
    Hallo Phillip,

    danke für das Kompliment zu meinen Vortrag, ich habe es gerne gelesen.

    Da nun öfters schon die Frage auftauchte, wie ich denn nun höre oder nichts höre, will ich das kurz beantworten: Bis zum meinem dritten Lebensjahr habe ich normal gehört und entsprechend einen normalen Spracherwerb. Danach hat sich mein Gehör in zwei Schüben verändert, so dass ich heute ohne Hörgeräte nichts mehr höre und medizinisch gesehen taub bin.

    Mit Hörgeräten kann ich allerdings in einer ruhigen Umgebung recht viel an akustischen Informationen mit bekommen, wobei ich bei einer Kommunikation mit anderen Menschen fast immer auf das Mundbild zum Verstehen angewiesen bin und ich viel von den Lippen ablese.

    Bedingt durch den vollständigen Spracherwerb sowie einer guten Förderung seitens meiner Familie habe ich auch eine gute Schriftsprach-Entwicklung. Entsprechend habe ich das meiste Wissen aus textbasierten Informationen gewonnen. So gesehen kann ich auch nicht als typisches Beispiel für einen gehörlosen Menschen gelten, für die wir uns beim Gebärdenwerk einsetzen.

    Allerdings fühle ich mich den gehörlosen Menschen sehr eng verbunden und identifiziere mich voll mit ihrer Sprach- und Kulturgemeinschaft und nutze die Gebärdensprache leidenschaftlich als kommunikatives Ausdrucksmittel.

    Ich hoffe, das konnte ihnen mein 'Hören' anschaulich erklären und verständlich machen.

    Herzliche Grüße von Ralph Raule

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