Konferenz Blogging: Barrierefreiheit Webkongress Erlangen - Fazit
Nachdem ich nun etwas Zeit hatte, die Eindrücke des Webkongresses setzen zu lassen und genügend uninteressierte Leute mit Details gelangweilt habe, gibt es an dieser Stelle eine Art Fazit und Gesamtzusammenfassung. Wer an den Details zu den zwei Tagen interessiert ist, dem empfehle ich die einzelnen Teile meiner Berichterstattung (Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4) die alle noch einmal Rechtschreibverbessert werden, sobald ich die Zeit finde.
Was nehme ich nun alles von diesem Kongress mit? Sehr vieles, aber die wichtigsten Eindrücke und Erkentnisse waren wohl diese:
- Ich lernte einige neue Möglichkeiten pro Barrierefreiheit zu argumentieren und das es in der freien Wirtschaft normal ist, wenn die meisten Auftraggeber das Feature nicht wünschen, weil es in anfänglich Zusatzkosten resultiert. Allerdings werden diese Kosten schnell wieder ausgeglichen, da barrierearme Seiten einfacher zu warten sind.
- Es gibt mehrere Arten von Behinderungen. Webseiten die barrierearm sind müssen auf alle Behinderungsarten hin optimiert und vereinfacht werden. Star vereinfacht könnte man dies so zusammenfassen:
- Für ältere Menschen und für Menschen mit Sehbehinderung ist nötig die Seite für Screenreader zugänglich zu machen.
- Für Gehörlose, für Leute mit Lern- und Auffassungsschwierigkeiten und eigentlich auch für alle ist es nötig Texte einfach verständlich zu halten.
- Und für motorisch eingeschränkte Personen muss man beim designen der Webseite auf bestimmte Punkte acht geben.
Für jeden ist es aber von Vorteil, wenn die Webseite es zulässt, dass die Schriftgröße veränderbar ist.
- Barrierefreiheit gibt es auch mit dem besten Content Management System nicht auf Knopfdruck. Hier müssen Redakteure konkret eingeschult werden, so dass sie ein paar kleine Regeln zum richtigen Einstellen von zugänglichem Inhalt beachten. Außerdem sind die meisten großen Content Management System ohne Anpassungen nur bedingt nutzbar für barrierearme Seiten. Ich behaupte, umso älter die Codebasis eines CMS ist, umso schwerer ist es eine barrierearme Seite damit zu erstellen. Das liegt daran, dass das Ziel barrierearme Seiten zu erstellen noch recht neu ist und es lange gedauert hat bis
Webprogrammierer auch einmal denken dürfen
. - Web 2.0 ist ein Buzzword für die Geeks und Nerds da draußen. Und für coole Agenturen. Der Kunde aus der freien Wirtschaft und die Entscheider in den Kommunen kennen den Ausdruck nicht und wollen (wahrscheinlich) auch nichts damit zu tun haben.
- Das Erstellen beziehungsweise analysieren von barrierearmen Seiten ist eine Expertenaufgabe und kann nicht von Programmen und Entwicklungsumgebungen (zum Beispiel Dreamweaver) übernommen werden.
- Wie mir Frau Wyatt bestätigte läuft Microsoft Office unter Mac OS noch schlechter als unter Windows.
- Auch Flash bekommt langsam die Möglichkeit barrierearme Anwendungen zu erstellen. Praktikabel ist dies allerdings noch lange nicht, da man Flash Experten, willige Kunden und viele Benutzer mit einem sehr aktuellen Screenreader braucht.
- Die WCAG2 erscheint mir, selbst nach einem objektiven Vortrag, immer noch nicht der ganz große Sprung nach vorne zu sein, der es eigentlich sein sollte.
- Es gibt noch abgedrehtere Eingabegeräte (und auch sinnvollere) als diese psychodelischen Touchpads, von denen ich gerade das Video nicht finde.
- Barrierearme Texte zu schreiben ist keine Hexerei sondern nur mit etwas journalistischer Ausbildung und guten Deutschkenntnissen gut zu schaffen.
- Es gibt viele Formate und Techniken auf die das Ziel barrierefreiheit erst im Nachhinein “hineingedoktort” wurde (implementiert kann man ja nicht sagen). Das PDF-Format ist ein solches.
- Weblogs sind wohl bei vielen ein Begriff, aber selbst bei einer solchen Menge an Teilnehmern gibt es wenig kommentierungswillige. Und damit meine ich nicht dieses Blog, sondern das offiziele.
- Auch die großen CM-Systeme trauen sich nicht an einen eigenen WYSIWYG-Editor sondern nehmen meist eine der großen vorhandenen Lösungen.
- Erlangen ist eine Stadt, in der man besser nicht in den Situation gerät einen Parkplatz suchen zu müssen.
- Auch Benutzer die auf Screenreader angewiesen sind, sind von den Windows XP Aufpopp-Balloons genervt.
- Auch wenn die Gebärdensprache nicht international ist, kommt man zum Beispiel mit der deutschen Gebärdensprache auch im Ausland recht weit durch, vorausgesetzt man findet dort andere Gebärdensprachefähige.
- Und das allerwichtigste: Eine BIENE ist auch mit kleinen Webseiten und viel Engagement zu erreichen und ist mein Ziel das ich als Webprogrammierer in den nächsten zwei Jahren erreichen will.
Ich könnte die Liste noch eine ganze Weile fortführen aber irgendwann muss Schluss sein.
Während des Kongresses tauchte immer wieder einmal eine Andeutung auf, dass dies ja die erste Ausgabe einer solchen Veranstaltung sei und man hoffe, dass auch eine Folgeveranstaltung Zuspruch finden würde. Von meiner Seite aus wäre dies highly recommened. Ich hatte durchwegs den Eindruck von einem professionell organisierten Kongress der mich immer wieder überrascht hat. Sowohl inhaltlich, als auch organisatorisch.
Die Räumlichkeiten waren perfekt. Alle einzelnen und wichtigen Räume (=großes Foyer, Garderobe, Internetraum, die zwei Hörsäle, Toiletten, Mensa, Toiletten und Getränkeautomaten) waren ausreichend nahe zusammen.
Jeder Mitarbeiter des regionalen Rechenzentrums Erlangen hatte ein offenes Ohr für Fragen und Wünsche und die Verpflegung konnte nicht besser sein (wer sollte das alles Essen?).
Auch das Rahmenprogramm und die kleinen Goodies (zum Beispiel die RRZE-Tasche) waren genau richtig angelegt und nicht zu viel.
Bis auf die kleinen technischen Schwierigkeiten die es manchmal gab, wüsste ich nicht was man hätte verbessern können. Vor allem beim nächsten mal bitte andere Funk-Mikrofone verwenden, damit man auch durchgehen die sich eventuell bewegenden Sprecher und Moderatoren verstehen kann.
Für mich waren die Uhrzeiten der einzelnen Pausen und der Vorträge auch gut gelegt, ich kann da nicht klagen.
Das die Webseite des Kongresses auch super ist, braucht man eigentlich nicht extra zu erwähnen. Ich tue das auch nur, weil ich auf die dort verwendeten Mikroformate hinweisen wollte (ja, ich habe sie gefunden).
Was könnte bei einem Nachfolgekongress Probleme bereiten? Meiner Meinung nach nur die Leute, die auch schon den Ersten Kongress besucht haben. Warum? Ich denke es wird nicht einfach sein wieder ein Vortragsprogramm zusammen zu bekommen, dass keine Wiederholungen beeinhaltet. Bei anderen Webkongressen ist dies einfacher, da man sich als Vortragsthemen einfach die neuesten Trends herausgreift, die sich von selbst sehr häufig ändern. Beim Thema Barrierefreiheit sehe ich allerdings wenige Trends sondern meist nur durchgehende Dauerbrenner als Schwerpunkthemen, über die man nicht jedes Jahr wieder diskutieren und aufklären kann. Ich persöhnlich fände es auch toll wenn der Technologie Track beim nächsten mal deutlich technischer ausfallen könnte.
Also mein persönliches Fazit des ersten Erlanger Webkongresses in wenigen Worten:
Interessant, lehrreich, wohl organsiert und im höchsten Maße inspirierend. Danke dafür.
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